Pathophysiologie bei CMD

Die Arbeit mit Patienten, deren schmerzhafte Dysfunktion CMD der Zähne des Unterkiefers mit dem Oberkiefer durch eine asymmetrische und unphysiologische Inanspruchnahme der Muskulatur des Kopf- und Halsbereiches zu einer Erkrankung mit vielfältigen Symptomen geführt hat, berechtigt mich zu folgenden Überlegungen über die Entstehungsmechanismen einzelner Symptome einer CMD:

Viele meiner Patienten berichten über Akusisphänomene als Beschwerden: (diese Überlegungen sind urheberrechtlich geschützt)

  1. Bei einer Fehlfunktion des Unterkiefers zum Schädel durch einen Fehlbiss kommt es in besonderen Fällen zu muskulärem Zittern. Dies ist ein typisches Zeichen einer muskulären Fehlansteuerung innerhalb eines neuromuskulären Regelkreissystems. Ein Beispiel ist eben die Regelkreissystemfehlsteuerung der Ober- und Unterkieferzähne CMD, wobei hier die Regelkreisanteile bestehen aus den Effektormuskeln, dem Regler Zahn und der Datenautobahn Trigeminusnerv. In Seitwärtsbewegung und Vorschub beginnt der Unterkiefer Betroffener zu zittern. Innervierender Nerv ist der fünfte Hirnnerv, N. trigeminus. Die Diagnose Trigeminusneuralgie im Falle einer CMD ist oftmals falsch. Die Diagnose Hörsturz: Neben den Kaumuskeln innerviert unter vielen anderen Strukturen der Trigeminusnerv auch den Trommelfellspannermuskel, M.tensor tympani. Es ist also von mir hier vermutet und soweit mir bekannt erstmals publiziert, dass die Dysregulation des Kauorgans den Trigeminusnerv auch im Bereich des Trommelfellspanners zum Fehlfunktionieren bringt, welches die Patienten als Wummern im Ohr wahrnehmen. Viele ordnen dieses Phänomen dem Symptomenkomplex eines Hörsturz zu und suchen einen HNO-Facharzt auf. Der sollte zügig zu einem Zahnarzt überweisen, der spezialisiert sein soll, da er ansonsten um die Bedeutung einer Fehlbisslage für die akustischen Fehlfunktionsleistungen des menschlichen Gehörs nicht wissen wird. Finden sich Patienten beim fachlich orientierten Kollegen wieder, soll dieser eine funktionelle Analyse der Bisslage des Unterkiefers vornehmen. Uns Zahnärzten begegnet in diesem Moment eine regelmäßige Überlastung einzelner Zahnbereiche, deren Zähne in der Regel auch schmerzhaft reagieren. Patienten sollten ihren Beobachtungen trauen und sich ihre Symptome aufnotieren (diese  Überlegungen sind urheberrechtlich geschützt).

  2. Ist eine Belastung der Kiefergelenkstrukturen durch Verlust der natürlichen Bisshöhe z.B. durch Zahnverlust eingetreten, können Symptome der reduzierten Bisshöhe eine Geschmacksirritation auslösen. Diese Wahrnehmung können als Brennen oder metallischem Geschmack wahrgenommen werden. Nicht beschrieben und hier meines Erachtens erstmals erwähnt, ist dass die ursächliche Irritation des siebten Hirnnervs, N. facialis, über seinen Ast Chorda tympani auch für eine Störung des M. stapedius verantwortlich. Er leistet als kleinster Muskel des menschlichen Körpers die Modulation der Schwingungsübertragung am inneren, ovalen Fenster. Er steht für die Abbremsung der Amplituden der Steigbügelbewegungen am Innenohrübertragungspunkt. Patienten sind möglicherweise nicht in der Lage, fokusiert zu hören (diese  Überlegungen sind urheberrechtlich geschützt). Es ist ihnen nicht mehr möglich, ihr Hörorgan auf einen bestimmten Frequenzbereich und Amplitudenbereich einzustellen. Sie erleben als craniomandibuläre Dysfunktionspatienten neben den muskulären Gesichts- und Halsmuskulaturschmerzen und Übererregbarkeit des N.trigeminus (überstarke Wahrnehmung von Gesichts- und Zahnschmerzen und andere Schmerzsymptome bis zur Falschdiagnose Trigeminusneuralige) und N.facialis (muskuläres Zittern der mimischen Muskulatur, Irritation der vegetativen Innervation) folgenden Symptomenkomplex: Unfähigkeit, verschiedene Geräusche voneinander zu trennen, wo diese Trennung essentiell wird z.B. in der Mitte von Menschenansammlungen, bei Kneipengesprächen, in der freien Natur, wobei diese Fehlfunktion der orientierten Hörwahrnehmung beim CMD Patienten gepaart mit der gestörten Funktion der Gleichgewichtswahrnehmung (aus anderem pathophysiologischem Grunde) auftritt. (diese Überlegungen sind urheberrechtlich geschützt)

  3. Die Funktion der Gleichgewichtswahrnehmung ist gestört durch eine neuromuskulär fehlfunktionierende Nackenmuskulatur.

  4. Herr Pinto hat mit dem Ligamentum discomalleare 1962 beschrieben, dass eine fasziale Bindegewebsverbindung der medialen Kiefergelenkskapsel mit dem Hammer Gehörknöchelchen und damit mit dem Trommelfell besteht. Es verwundert also nicht mehr, dass Spanungen aus dem Gelenkkapselbereich des Kiefergelenkes zu Akusisphänomenen durch Veränderungen der Scheingungsübertragung des Trommelfells führen.

  5. Herr Zahnarzt Gerd Christiansen konnte bei Patienten mit transversaler Verschiebung des Unterkiefers um drei Zehntelmillimeter Tinnitus- und Akusisphänomene beobachten.

  6. Die Stellung der Zähne bestimmt die Funktionsweise der Kiefergelenke. Es kommt zur Dehnung der Gelenkkapsel bei zu hohem Zahnersatz. Umgekehrt zu Stellungsveränderung der Ossa temporalia im Fall der Kompression bei zu wenig ausreichend hoch gestaltetem Zahnersatz. Die Lehre der Osteopathiebesagt: Die Stellungsveränderung der Schläfenbeine beeinflußt über das Os sphenoidale und den Hinterhauptknochen die Stellung des 1. und 2. Halswirbel. Eine daraufhin weiter absteigende Kette hinunter zum Becken und noch weiter zu den Sprunggelenken ist keine Einbahnstraße nach unten.  Es gibt gleichfalls aufsteigende Einflüsse auf die Spannungszustände in den Kiefergelenken wie unter 7.

  7. Vegetative Fehlfunktionen können durch Bindegewebsspannungen auf die Kiefergelenkstrukturen übertragen werden. Diese werden durch Faszien aus dem Bauch- und Beckenraum über das Zwerchfell auf das Mediastinum in den Bereich der Anhaftung des Pharynx- und Layrynxschlauches an der Schädelbasis auf die Kiefergelenkstrukturen übertragen. Einzelfallkasuistiken lassen nach M.Crohn bedingten radikalen Dünndarm- und Dickdarmresektion mit Anus praeter Operationen Diskusverlagerungen mit Reposition im Kiefergelenk (!) entstehen. Die Betroffene hatte vor Diagnose und Therapie durch Darmresektionen keinerlei funktionelle Störung des Kauorgans gekannt. Nach den Resektionsoperationen entstand in diesem Einzelfall ein Kiefergelenksknacken durch Bindegewebszüge aus dem unter Zugspannung geratenem Mediastinum.